Hilfsorganisation Cap Anamur engagiert sich weiter für die notleidende Zivilbevölkerung in Syrien

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Kleiner Patient im Hospital Syrien, 2013.
Kleiner Patient im Hospital in Syrien, 2013.

Es freut mich besonders, dass nach unserer Fast-Entführung durch Terroristen (ISIS) im letzten September in Syrien die wichtige humanitäre Hilfe fortgesetzt werden kann. Lesen Sie bitte dazu hier Auszüge aus der Pressemitteilung von dem Cap Anamur-Geschäftsführer Bernd Göken:

„Nach dem  Zwischenfall im September in Azaz, bei dem zwei meiner Kollegen und ich nur knapp einer Entführung entgangen sind, haben wir intensiv an einer neuen Möglichkeit gearbeitet, den Opfern des syrischen Bürgerkriegs sowie den Flüchtlingen in den Nachbarländern zu helfen. Inzwischen ist es uns gelungen, unsere Hilfe an anderen Orten auch wieder im Land fortzuführen, um die Syrer in ihrem Land zu erreichen. Die medizinische Versorgung von Flüchtlingen in den Nachbarstaaten ist ein weiterer wichtiger Bestandteil unserer Hilfe für die syrische Bevölkerung. Viele Syrer leben unter schlimmen Bedingungen in Flüchtlingslagern oder sind irgendwo in den Ortschaften im Grenzbereich untergekommen. Insbesondere die Unterstützung der Nachversorgung und -behandlung der Kriegsopfer ist dringend notwendig. Die Lage in Syrien ist und bleibt eine humanitäre Katastrophe. Wir müssen die notleidenden Menschen weiterhin unterstützen. Die Bedingungen für Nichtregierungsorganisationen haben sich besonders durch die Bedrohung von radikalen Terroristen verschlechtert. Dennoch oder gerade deswegen dürfen wir die Syrer nicht allein lassen. Die Vereinten Nationen haben die offizielle Zählung der Todesopfer gestoppt. Die Menschen mit Verletzungen und Folgeschäden sind nach wie vor ungezählt. Und das Leiden in und um Syrien ist unermesslich. Es scheint endlos zu sein… Unsere Gedanken gelten auch den in Syrien entführten Helfern und Journalisten. Wir hoffen auf ihre baldige Freilassung!“

Auch ich hoffe auf eine baldige Freilassung und bin ich natürlich besonders oft mit meinen Gedanken bei den entführten Helfern und Journalisten-Kollegen und deren Angehörigen. Gott beschütze euch!

Nachtrag vom 11.04.2014: Wenn meine Informationen stimmen, dann ist die Stadt Azaz wieder unter der Kontrolle der FSA-Rebellenarmee und die Terroristen (ISIS) aus der Stadt vertrieben. Nun hoffe ich sehr, dass Cap Anamur in Kürze dort auch wieder den Betrieb des Hospital unterstützen kann.

Nachtrag vom 03.04.2014:
Endlich sind die beiden entführten spanischen Kollegen wieder in Freiheit und hoffentlich können sie das Erlebte gut verarbeiten.

»Die Welt muss nicht so sein, wie sie ist«

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In dem aktuellem Magazin „Welthaus Bielefeld Info“ mit dem Schwerpunkt „Südliches Afrika“ ist gerade ein Interview mit mir veröffentlicht worden mit obigem Titel.

Mein Bild von Afrika gibt es nicht. Ich lasse mich ein, wenn ich dort bin, ich mache mir kein Bild. „Jürgen Escher war 1985 das erste Mal auf dem Kontinent, an den er sein Herz verloren hat, wie er sagt. „Man kann es nicht mit irgendetwas anderem auf der Welt vergleichen- aber man muss es auch aushalten.“ Den Dreck, das Chaos, dass vieles nicht funktioniert. Das ist die eine Seite von Afrika. Die andere:“ Die unsagbare Gastfreundschaft, die Lebensfreude, die Menschlichkeit, die man so nicht kennt.“ … Hauptmotivation für seine Arbeit ziehe er aus der festen Überzeugung, dass „die Welt nicht so sein muss, wie sie ist. Wir gucken auf andere Völker aus der Perspektive eines Lebens, doch das ist viel zu kurz.“ In Afrika herrsche eine völlig andere Endlichkeit; ein Großteil der Menschen sei jeden Tag unterwegs, um zu überleben….“ (Ausschnitte aus dem Interview mit der Journalistin Cordula Helmig)

Hier können Sie das komplette Interview als PDF downloaden.

Limitierte Foto-Edition zum 30. Arbeitsjubiläum!

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Trachtenmädchen in VorarlbergZu meinem 30. Arbeitsjubiläum habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht und eine limitierte Foto-Edition aufgelegt. Es handelt sich um 10 speziell ausgesuchte Motive aus 3 Jahrzehnten meiner fotografischen Arbeit:

10 Motive in limitierter Auflage je 10 Stück, Digital FineArt Photography Print, gedruckt mit dem Canon Pixma Pro 1 und Lucia-Pigment-Tinten auf Hahnemühle Fineart-Baryta (325gsm),  gerahmt in Halbe-Galerie-Metallrahmen (30 x 40 cm) hinter Schrägschnitt-Passepartout, beschriftet, numeriert und signiert, zum Jubiläumspreis: jetzt nur noch 150,- €  incl. 19 % MwSt und incl. Porto. Lieferzeit: cirka 1 Woche.

Klicken Sie bitte auf den 30 Jahre-Button auf der Startseite meiner Homepage oder hier auf die Jubiläums-Edition. Kleiner Tip: Obwohl die Nachfrage bei einigen Motiven schon sehr groß war, können Sie momentan noch aus allen Motiven wählen. Aber vielleicht sollten Sie nicht zu lange warten!?

Helfen Sie mit, die Welt ein wenig besser zu machen!

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Cap Anamur-Projekte in MadagaskarJedes Jahr zu Weihnachten die große Frage: „Was schenke ich!“ Wenn Sie die Welt ein wenig besser machen wollen, spenden Sie vielleicht einen kleinen Geldbetrag an eine der beiden Hilfs-Organisationen, für die ich seit Jahrzehnten fotografiere -und mich engagiere. Denn seit fast 30 Jahren arbeite ich für zwei Hilfs-Organisationen, die versuchen, die Welt ein wenig besser zu machen. Beide Organisationen arbeiten eng mit den Menschen vor Ort zusammen, um die Lebensbedingungen in den entsprechenden Ländern zu verbessern. Für beide Hilfs-Organisationen habe ich unzählige Projekte in vielen Ländern dieser Welt bereist und ich kann Ihnen versichern, das ohne diese Projekte die Welt sehr viel trostloser wäre.

Die Hilfsorganisationen sind: Cap Anamur und Adveniat.

Dankeschön für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen!

Der Schutzengel für das Jahr 2014 ist da!

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Es ist bald wieder so weit- 2014engel13 naht mit großen Schritten. Da darf natürlich der neue Schutzengel nicht fehlen! Weil ich selbst in diesem Jahr unzählige Schutzengel gehabt habe, musste es für das neue Jahr ein besonderer Schutzengel sein- leicht lädiert und gerade deswegen mit Peace-Zeichen, Schutzhelm, Erste-Hilfe-Koffer und natürlich mit der obligatorischen Kamera. In meiner Fototasche habe ich seit 30 Jahren auf all meinen Reisen immer Glücksbringer dabei–die meisten bekam ich geschenkt. Auch sehr viele Schutzengel. Seit 2007 verschenke ich nun schon jedes Jahr Schutzengel an meine Familie, Freunde und natürlich an meine treuen Kunden. Liebevoll gezeichnet werden die Foto-Schutzengel aus aller Welt von dem Diplom-Designer Karl-Gerd Striepecke (www.vision-c.de). Inzwischen gibt es über tausenddreihundert Engel-Fans. Fast alle haben die Schutzengel-Karte in ihrer Geldbörse. Jahr für Jahr! Leidenschaft steckt halt an!

Meine sehnlichsten Wünsche für das neue Jahr: Mehr Vernunft, mehr Gerechtigkeit und endlich Frieden!

Ja-ich mache weiter!

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IIMG_0387ch weiß nicht, ob Sie es mitbekommen haben mit meiner Beinahe-Entführung durch al-Qaida-nahe Kämpfer in Syrien (siehe Blogeintrag etwas vorher). Nur Dank der sofortigen Hilfe der FSA-Rebellen (Freie Syrische Armee) konnten wir außer Landes gebracht werden. Trotz meiner jahrzehntelangen Erfahrungen (auch in Krisen und Kriegsgebieten) steckt mir dieses Ereignis noch immer in den Knochen (und in meinem Kopf!). In Syrien hat aber auch eine neue Dimension unkalkulierbarer Risiken für die Arbeit von Journalisten und Humanitären begonnen!

Es kann und darf einfach nicht sein, dass ein paar Radikale die lebenswichtige Arbeit der Humanitären verhindern und die Arbeit von Journalisten unmöglich machen. Ich bin auch Mitglied von „Reporter ohne Grenzen“, die sich um die Arbeit von Journalisten weltweit kümmern. In einer erst vor kurzem veröffentlichten Pressemitteilung kommt ROG zu dem Schluss, dass Syrien für Journalisten das gefährlichste Land der Welt ist. Bisher sind in diesem Krieg schon über 120 Fotografen und Journalisten getötet worden, 20 wurden bisher (Stand 12.2013) entführt. Wenn aber niemand mehr vor Ort ist und berichten kann, was passiert dann? Dann werden aus falschen, bewußt gestreuten Informationen (aller Kriegsparteien) irgendwann auch Nachrichten-Agentur-News, es ist ja niemand mehr vor Ort. Die Wahrheit stirbt im Krieg immer zuerst!

Zwischendurch war ich wirklich mehrmals ernsthaft am Überlegen, ob ich nach diesem existenziellen Erlebnis mit meiner Arbeit weitermache bzw. weitermachen kann. Ja- ich mache weiter! Warum? Weil ich meine Arbeit liebe und von der Kraft der Fotografien noch immer überzeugt bin. Ich möchte außerdem nicht, das die Angst siegt! Ein kleines, aber wichtiges Beispiel von Zivil-Courage habe ich über Herbert Grönemeyer gelesen. Kurz nach den Anschlägen auf die Twin-Towers im Jahr 2001 in New York, wollte niemand mehr so gerne in ein Flugzeug steigen. Grönemeyer lebt mit seiner Familie in London. Von dort musste er geschäftlich verreisen. Auf die besorgte Frage seiner Kinder, ob er denn nicht auf das Fliegen verzichten könne, antwortete er: „Wenn ich aus Angst jetzt nicht fliege, dann haben die Terroristen noch mehr Macht!“ Nicht, dass wir uns falsch verstehen-nach Syrien würde ich im Moment sicher nicht mehr gehen. Denn dort machen die Radikal-Islamisten weiter gezielt Jagd auf Journalisten (siehe Artikel unten).

Hier sind Links zu 2 Presse-Artikeln über unsere Beinahe-Entführung:  Zeitonline, Frankfurter Rundschau online.

Nachtrag vom 12.12.2013. Hier ist noch ein aktueller Artikel von Spiegel online: Syrien: Rebellen entführen gezielt ausländische Reporter

Nachtrag vom 17.01.2014. Die Zeit online  veröffentlichte am 14.01 folgenden Hintergrundartikel: Fundis gegen Radikale. Vormarsch der Islamisten.

„… besser als so manches Geschichtsbuch!“

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Das Team (v. l. Grünewald, Boström, Escher) bei der Sichtung der Arbeiten für das Buch und die Ausstellung „Wir. Fotografen sehen die Bundesrepublik“

Neulich schickte mir ein Freund ein altes SW-Foto, dass er bei Facebook entdeckt hat. Sie sehen es links. Es ist 1983 an der Fachhochschule Bielefeld bei der Produktion des Buches „Wir. Fotografen sehen die Bundesrepublik“ entstanden. Zusammen mit Axel Grünewald habe ich das Buch und die Ausstellung gestaltet. Herausgeber waren Professor Jörg Boström und Richard Grübling vom Beltz-Verlag (nicht auf dem Foto). In dieser Phase sind wir gerade bei der Sichtung der eingereichten Arbeiten.

„Unser Land, die Bundesrepublik Deutschland, das sind für uns die Verhältnisse und Beziehungen, unter denen die Menschen leben. Unser Land, das sind wir, Fotografen und Fotografierte. Was lässt sich von den widersprüchlichen Möglichkeiten der Fotografie für ein Porträt verwenden, für ein Zeitbild unserer Gesellschaft? Wie werden gesellschaftliche und private Zustände von Fotografen dieses Landes dargestellt? Was wird sichtbar gemacht?“ (Zitat aus dem Vorwort des vergriffenen Buches)

Warum ich Ihnen dies hier erzähle? Nicht nur aus nostalgischen Gründen, denn es ist immer wieder spannend, an solchen zeitgeschichtlichen Projekten teilzunehmen-auch heute noch! Im Jahr 2010 rief der Fotografenverband Freelens seine Mitglieder auf, am Freitag, den 7. Mai 2010 Deutschlandweit eigene Themen zu fotografieren. Herausgekommen ist ein 640 Seiten starkes, sehenswertes Fotobuch (Ein Tag Deutschland). Beteiligt hatten sich über 400 Fotografen und Fotografinnen. Gerade frisch erschienen ist das neue Foto-Buch der Freelens-Fotografen und Fotografinnen, dass das Essen in Deutschland zum Thema hat. (Mahlzeit, Deutschland!) Ungewöhnlich und sehenswert!

„Mit ‚Ein Tag Deutschland‘ ist ein Gesellschaftsporträt entstanden, das wahrscheinlich mehr über die Bundesrepublik aussagt als so manches Geschichtsbuch.“ (SPIEGEL ONLINE, 21.09.2010)

Wenn Sie also ein Stück Zeitgeschichte verschenken wollen, so können sie dies mit den beiden aktuellen Freelens-Büchern machen!

Unterwegs in Lateinamerika!

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Unterwegs in der Hochebene „Tafi del Valle“, Provinz Catamarca, Argentinien

In der Zeit vom 31. Oktober – 21. November 2013 bin ich wieder unterwegs für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat -zusammen mit meinen Kollegen und Freunden, dem Journalisten Thomas Milz und dem Kameramann Peter Theisen. Diesmal bereisen wir Argentinien und Paraguay. Ich freue mich auf Begegnungen mit interessanten Menschen und bin sehr zuversichtlich, dass wir wieder mit spannenden Geschichten zurückkommen werden. In den 3 Wochen werden wir wieder einen Blog schreiben, auf den ich dann wieder hinweisen werde. Schauen Sie also wieder vorbei!

Wie versprochen-hier ist der Link zum 1. Blogbeitrag: Argentinien: Verfolgt und verraten

Und hier geht es weiter mit Blogbeitrag-Nr. 2: Argentinien: Leben in der Randzone.

Argentinien: Haus der vergessenen Künste heisst der Blogbeitrag-Nr. 3.

Argentinien: Der “cura villero” von Carcova ist schon unser Blogbeitrag-Nr. 4.

Unser 5. und letzter Blogbeitrag aus Argentinien heißt Argentinien: Mitzuleben, mitzubeten, mitzuarbeiten. Wir sind jetzt nämlich schon unterwegs in Paraguay und in Kürze werden Sie den 1. Blogbeitrag von dort lesen können!

Paraguay: Zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. ist unser Blogbeitrag-Nr. 6

Unser 7. und letzter Blogbeitrag heißt Paraguay: Die „Transchaco“ und Bischof „Überall“

 

Zurück aus Syrien – „ein gezielter Angriff auf die Humanitäre Hilfe“

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Seit 28 Jahren arbeite ich jetzt bereits für die Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e.V. Gerade erst war ich mit Bernd Göken (Geschäftsführer von Cap Anamur)  in Syrien. Lesen Sie dazu die Pressemitteilung von Cap Anamur:

„Am Mittwoch, den 18. September haben dschihadistische Kämpfer der ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) in der syrischen Kleinstadt Azaz versucht, drei unserer Mitarbeiter zu entführen. Nur knapp konnten der Cap-Anamur-Geschäftsführer Bernd Göken, der Bauingenieur Dr. Saru Murad und der Fotograf Jürgen Escher dem Überfall entkommen und mit Hilfe von FSA-Soldaten ins Nachbarland Türkei fliehen.

In den vergangenen Monaten wurden in Azaz immer wieder al-Qaida-nahe Kämpfer gesehen. Nach unseren Informationen hatte sich die Lage dort aber in letzter Zeit deutlich beruhigt. „Wir wollten uns selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen und prüfen, ob und wie wir unsere Hilfe für die Bürgerkriegsopfer ausbauen können“, so Göken nach seiner Rückkehr. „Doch Kämpfer der ISIS  hatten einen Beobachtungsposten in unmittelbarer Nähe des Cap-Anamur-Krankenhauses eingerichtet.“

Am Mittwochvormittag, nur wenige Stunden nach Eintreffen unseres Teams, hatten sich zahlreiche bewaffnete Männer vor dem Gebäude versammelt. Die Islamisten verlangten, dass die drei Cap-Anamur-Mitarbeiter herauskommen mögen, damit man sie mitnehmen könne. Göken, Escher und Dr. Murad war klar, dass sie in höchster Gefahr schwebten. Das Krankenhaus wurde von Soldaten der FSA geschützt. Diese reagierten prompt und verhalfen den drei Männern unter sehr abenteuerlichen Bedingungen zur Flucht. Sie brachten sie an einen sicheren Ort, von dem aus sie in die Türkei fliehen konnten. Der Streit am Krankenhaus eskalierte, es fielen Schüsse, Menschen wurden verletzt.

Dieses Ereignis hat eine besonders dramatische Bedeutung: Gewiss gehen Helfer in Kriegsgebieten immer das Risiko ein, zwischen die Fronten zu geraten. Doch dieser Vorfall war ein gezielter Angriff auf die Humanitäre Hilfe. Denn unter solchen Umständen ist es Hilfsorganisationen unmöglich, vor Ort direkte Hilfe für Bürgerkriegsopfer zu leisten. „Nach den Ereignissen vor zwei Wochen ist der Fortgang unserer Arbeit ungewiss. Für uns wäre es mehr als schmerzlich, die Menschen in Azaz nicht mehr medizinisch versorgen zu können“, sagt Göken. „Wir können und wollen diesen Rückschlag nicht akzeptieren und suchen nach einer anderen Möglichkeit, den Menschen, die unsere Unterstützung so dringend benötigen, unsere Hilfe zukommen und sie nicht allein zu lassen.“

Zuletzt hatten sich ohnehin kaum noch westliche Hilfsorganisationen in das Bürgerkriegsland getraut. Cap Anamur betreute seit Februar das Krankenhaus von Azaz im von den Rebellen kontrollierten Norden des Landes. Dr. Murad, der seit Jahresbeginn in der Klinik lebte, versorgte die Einrichtung mit lebenswichtigen Medikamenten und Verbrauchsmaterial. Rund 300 Patienten wurden hier Tag für Tag versorgt, die meisten von ihnen Zivilisten.“

Hier sind Links zu Presse-Artikeln:  Zeitonline, Frankfurter Rundschau online.

„Wieviel wiegt ein Menschenleben?“

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GottesdienstAm letztem Sonntag (22.09.2013) wurde in der Zwingli-Kirche in Schaffhausen (Schweiz) meine Ausstellung „Menschenleben“ mit einem Gottesdienst beendet. Gehalten hat die Predigt Pastor Wolfram Kötter, den ich schon sehr lange kenne und schätze. Zusammen haben wir schon einige spannende Foto-Projekte realisiert. Mich haben diese Worte tief bewegt-deswegen werde ich sie hier auch ungekürzt veröffentlichen. Lassen Sie sich bitte darauf ein, Sie werden es nicht bereuen!

„Liebe Gemeinde.
Es war das Unwort des Jahres 2004. Jedes Jahr wird ja ein Begriff gekürt, den es eigentlich gar nicht geben sollte. „Unwortverdächtig“ sind Wörter oder Formulierungen, die gegen das Prinzip der Menschenwürde und der Demokratie verstoßen oder die einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren. Das Unwort des Jahres 2004 war der Begriff „Humankapital“, übersetzt „Menschliches Geld“ oder „Menschengeld“. Entstanden ist der Begriff in der Welt der Versicherungen, denn die hatten zu klären, wie etwa versicherungstechnisch der Wert eines Menschen bestimmt werden kann, wenn er etwa durch einen Unfall nicht mehr erwerbsfähig sein kann. Oder welche Schadenssumme oder eben Humankapital zu zahlen ist, wenn ein Mensch durch einen unverschuldeten Autounfall ums Leben kommt.

Doch dem voraus gingen schon andere Diskussionen und Fragestellungen. So hat vor einigen Jahren Professor Donald T. Forman aus Illinois mit Blick auf die Wertigkeit eines Menschen ausgerechnet, dass die chemischen Stoffe, aus denen der Mensch besteht, einen Gesamtwert von etwa 14 Euro haben. Der Biochemiker Harold J. Morowitz von der Yale-Universität hat zusammengerechnet, was die hochorganisierten chemischen Verbindungen kosten müssten, die aus den billigen Grundstoffen in unserem Körper entstehen, und kam zum Schluss: Ein Durchschnittsmensch von 150 Pfund Gewicht ist an die sechs Millionen Dollar wert.

Glauben wir den Menschenrechtsbewegungen, dann hat der 40jährige Mann aus Jemen 10.000 saudische Rial oder 2.400 CHF bezahlt, der die achtjährige Rawan Anfang September in Meedi in der Provinz Hadschdscha gekauft hat. In der Hochzeitsnacht hat sie beim Geschlechtsverkehr so schwere innere Verletzungen erlitten, an denen sie wenig später gestorben ist. 2.400 Franken für ein Menschenleben.

Wie viel wiegt ein Menschenleben? Welchen Wert hat es? Können wir die Wertigkeit eines Menschen festschreiben? Und ist ein Menschenleben überhaupt mit Geld aufzuwiegen?

Drei Wochen hatten wir die Gelegenheit, diese wunderbaren Fotografien hier in der Kirche zu sehen und Lebensgeschichten kennenzulernen. So sind diese Bilder lebendig geworden. Hinten an der Holzwand hängen einige Portraits von Menschen, die hier in der Schweiz um Asyl bitten (Anmerkung: diese Fotografien sind von dem Journalisten Indika Gamage). Die Bilder sind in schwarz-weiss gehalten und manche Gesichtshälften so abgedunkelt, dass wir Gesichter nur erahnen können. Diese Menschen hatten die Möglichkeit, aus ihrer Heimat, in der sie keine Überlebensmöglichkeit sahen, zu fliehen, oft unter abenteuerlichen Umständen. Hier, in der Schweiz, bei uns werden sie zu Bittstellern. Zu Bittstellern in der Hoffnung, dass die Mitarbeitenden in den Schweizer Behörden ihrer Bitte um Asyl stattgeben. Dass sie ihrer Geschichte Glauben schenken. Dass sie die politische Situation in ihrem Heimatland richtig einschätzen. Nicht immer wird Asyl gewährt und dort, wo es einen negativen Bescheid gibt, werden diese Menschen dann rausgeschafft.

Die grossen Bilder zeigen allesamt Menschen, die keine Möglichkeit haben, aus ihrer Heimat zu fliehen, obwohl sie kaum eine Überlebensmöglichkeit haben oder oft nur unter erschwerten, oft unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben leben können. Ob wir zu Bittstellern für sie werden? Setzen wir uns ein dafür, dass in diesen Ländern ein menschenwürdiges Leben ermöglicht wird? Schöpfen wir unsere Kompetenzen und die politischen und auch finanziellen Möglichkeiten aus um darauf hinzuwirken, dass in diesen Ländern die Menschen zumindest mit dem Nötigsten versorgt werden?

Nach der Ausstellungseröffnung vor drei Wochen sprach mich ein Gemeindemitglied an und sagte: „Weisst du, eigentlich fehlt unter diesen Bildern eine Fotoleiste oder eine Fotoreihe! Nämlich die Fotos, die zeigen, was alles bei uns in unserer Wohlstandsgesellschaft auf den Müll geworfen wird: von Lebensmitteln bis hin zur Garderobe. Die Güter sind ungleich verteilt!“

Wie viel wiegt ein Menschenleben? Welchen Wert hat es? Können wir die Wertigkeit eines Menschen festschreiben? Und ist ein Menschenleben überhaupt mit Geld aufzuwiegen? Wenn wir vorne auf das Gottesdienstprogramm schauen, sehen wir einen neugeborenen Jungen aus Sierra Leone. Sierra Leone – und das könnte der Fotograf Jürgen Escher uns besser erzählen – versucht seit dem Ende des grausamen Bürgerkriegs im Jahr 2000 das Land wiederaufzubauen. Die Folgen des Bürgerkriegs, in dem viele Kinder als Kindersoldaten zwangsrekrutiert wurden, sind so verheerend, dass es immer noch eines der ärmsten Länder der Welt ist. Laut dem Kinderhilfswerk UNICEF hält Sierra Leone bei der Kinder- und Müttersterblichkeit traurige Rekorde: Fast jedes dritte Kind erlebt hier nicht einmal seinen fünften Geburtstag. Knapp 2 % aller Frauen sterben während der Schwangerschaft oder der Geburt eines Kindes. Viele Kinder sind chronisch mangelernährt und daher besonders anfällig für Infektionskrankheiten wie Malaria. Für ein Drittel aller Todesfälle bei Kleinkindern ist Malaria verantwortlich. Die Lebenserwartung liegt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation für 2006 bei 42,6 Jahren. Damit zählt Sierra Leone zu den fünf Ländern mit den niedrigsten Lebenserwartungen weltweit. Die Kinderarbeit ist extrem hoch. 48 % aller Kinder zwischen 5 und 14 Jahren müssen teilweise schwere Arbeiten verrichten.

Vor diesem Hintergrund sehen wir ein solches Bild anders: Zu wissen, dass dieser Neugeborene vielleicht nur fünf Jahre alt werden wird, müsste einen Aufschrei des Entsetzens in uns laut werden lassen. Zu wissen, dass dieser Junge eines Tages sein Brot damit verdienen wird, dass er in den Müllbergen, die wir auf dem anderen Bild von Sierra Leone sehen, dass er in diesen Müllbergen Essbares sucht oder nach bei uns ausgedienten Handys Ausschau hält, um die wertvollen Rohstoffe, die wir im Handy finden, zu Geld zu machen, müsste uns grün und rot vor Scham werden lassen. Das Leben dort – und nicht nur dort – so scheint es, ist ein einziger Kampf um das Überleben. Vielleicht tut deswegen das Bild der badenden Kinder in Bangladesh so gut. Trotz der Armut und des Mangels freuen sich diese Kinder über das Leben, geniessen das Baden im Fluss. Ausgelassene Freude über das Leben.

Wie viel wiegt ein Menschenleben? Wir als Christen, so sagt es der Apostel Paulus, haben den alten Menschen abgelegt und wir sind zu einem neuen Menschen geworden. Und als ein solch neuer Mensch leben wir in einer Solidargemeinschaft mit allen Völkern, zeigen uns solidarisch mit allen Menschen. Griechen und Juden hat Paulus genannt, Beschnittene und Unbeschnittene, Frem-de, Sklaven und Freie. Paulus nennt die Menschen und Religionen aus der damals bekannten Welt. In seiner Tradition stehend liegen uns als Christen alle Menschen am Herzen – ausnahmslos. Wenn wir diese Worte des Apostel Paulus ernst nehmen, dann gibt es nichts Trennendes zwischen uns Menschen. Paulus malt uns hier ein Bild von einer Gesellschaft, das visionäre Züge hat. Es ist für ihn nicht nur eine Gedankenspielerei, nicht nur ein Traum oder eine Utopie, also etwas, das nicht verwirklicht werden kann, sondern ein Lebensziel, ein Ziel, auf das es lohnt, hinzuarbeiten und hinzuwirken. Er ist aus tiefstem Glauben davon überzeugt, dass Gott keine Unterschiede zwischen uns Menschen macht, sondern dass er eine Gesellschaft will, in der jeder Mensch die gleichen Rechte und die gleichen Pflichte, aber eben auch den gleichen Wert hat. Keine Zwei- oder gar Drei-Klassen-Gesellschaft, sondern immer und immer wieder neu Begegnungen auf gleicher Augenhöhe. Von Angesicht zu Angesicht.

Paulus greift damit einen Gedanken auf, der sich wie ein roter Faden durch die Schriften des Alten und des Neuen Bundes zieht. Der Gedanke, der besagt, dass Gott uns Menschen geschaffen hat, dass wir ihm zum Bilde geschaffen sind und dass wir als von ihm Geschaffene vor seinem Angesicht die gleiche Wertigkeit haben – ganz gleich, wer oder wo auch immer wir sein mögen. Wie sagt es der achte Psalm: „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“
Wahrlich nicht immer für die Welt, aber immer in den Augen Gottes sind wir geadelt und gekrönt. Das gilt für den Neugeborenen in Sierra Leone, das gilt die Kinder im Waisenhaus in Nordkorea, das gilt für die Flüchtingsfamilien im Sudan und im Kongo, das gilt für die Flüchtlinge und für die Ertrinkenden vor Lampedusa. Seit Jahresbeginn – so die Weltflüchtlingshilfe – sind über 21.000 Migranten in Süditalien eingetroffen. Wie viele nicht eingetroffen sind, weil Boote gekerntert sind, lässt sich nur erahnen. Die meisten Migranten stammten aus Eritrea, Somalia und Syrien.

Bei der Vorbereitung auf den heutigen Tag bin ich auf die folgende Geschichte gestossen, die wie eine Zusammenfassung gelten mag und mit der ich schliessen möchte:

Ein wohlbekannter Professor begann seinen Vortrag, indem er einen 50 Euro Geldschein aus seinem Portemonnaie entnahm, und ihn dem Publikum zeigte. Er fragte: „Möchte irgendjemand von Euch diesen Geldschein?“ Aus den Reihen der Zuschauer waren erhobene Hände zu sehen. Dann sagte er: „Diese 50 Euro werde ich einem von Euch gleich geben; doch bevor ich das tue, erlaubt mir bitte noch etwas damit zu tun.“

Dann zerknüllte er mit voller Kraft die Banknote zu einem kleinen schäbigen Papierknäuel; und erkundigte sich erneut: „Möchtet Ihr immer noch diesen Geldschein haben?“ Erneut hoben viele aus dem Publikum die Hand. „Okay, okay, einverstanden; aber was würde geschehen, wenn ich das täte?“ Er warf den schon ziemlich lädierten kleinen zerknüllten Schein auf den Boden und sprang und trat mit beiden Füßen darauf, wieder und wieder, ihn auf dem Boden des Hörsaals zerreibend, bis er völlig verdreckt war. Erneut, wollte er wissen: „Möchte jetzt irgendjemand immer noch diesen Geldschein haben?“ Natürlich nahm die Anzahl erhobener Hände kein kleines bisschen ab.

„Meine Freunde, Ihr habt gerade eine Lektion gelernt… Es spielt keine Rolle, was ich mit diesem Geldschein tue; Ihr wollt ihn immer noch, weil sein Wert sich nicht geändert hat. Er beträgt immer noch 50 Euro. In Eurem Leben werdet Ihr Euch oft zerknüllt, abgewiesen, missbraucht, beschimpft und zertreten fühlen, von Menschen oder Ereignissen. Ihr werdet unter dem Eindruck stehen, dass Ihr ein wertloses kleines Stück Mist geworden seid. Doch in Wahrheit hat sich Euer Wert keinen Millimeter geändert, in den Augen derjenigen, die Euch lieben! Der Wert eines Menschen hängt nicht von dem ab, was er tut oder nicht tut. Ihr könnt immer wieder von vorn anfangen, und Eure Ziele erreichen, weil Euer eigener innerer Wert immer unangetastet bleiben wird.“