Ich bin mit Karl May groß geworden und wollte bei Kinderspielen immer Winnetou sein. Der behutsame Umgang mit der Natur und ihr Kampf ums Überleben haben mich geprägt. In meinem Jugendzimmer hing Winnetou groß als Bravo-Starschnitt. Obwohl ich später mitbekam, dass Karl May niemals dort selbst gewesen ist, bewahrte ich seine Bücher jahrzehntelang auf. Für mich waren diese Bücher immer eine Fiktion, die mit der Realität nichts zu tun hatte.
Trotzdem haben sie mein Interesse an der wahren Realität dieser Volksgruppe geweckt und zwar nachhaltig. Ich habe es leider nie geschafft, die nordamerikanischen „Indigenen“ (von lateinisch indigenus „eingeboren“ (Quelle: Wikipedia) zu besuchen-war aber unzählige Male als Fotograf in Südamerika unterwegs mit indigenen Völkern. Mein großer Respekt gegenüber diesen Volksgruppen, die auch heute noch um ihr selbstbestimmtes Leben hart kämpfen müssen, aber immer die Hüter der Natur z.Bsp. des Regenwaldes sind, hat niemals nachgelassen.
Als ich neulich mitbekam, dass es einen neuen Winnetoufilm gab, war ich zuerst freudig überrascht. Über die Meldung vom Ravensburger-Verlag, der aufgrund eines Shitstorms wegen kultureller Aneignung im Internet alle Begleitmaterialien aus dem Verkehr zog, war ich schokiert. Wie blauäugig geht dieser Verlag eigentlich Publikationen an?
Wir leben in einer globalisierten Welt und unser aller Leben wird bereichert durch den Austausch und Begegnungen mit anderen Kulturen. Mein ganzes Leben war ich unterwegs in der Welt und habe mich kulturell bereichern dürfen. Danke dafür!
Bildhinweis: Moha ist 87 Jahre alt. Er möchte gerne hier begraben werden, doch eine Straße könnte seinen Traum gefährden. Comunidade Mafui, Tenharin Schutzgebiet, Brasilien 2016 © Jürgen Escher / Adveniat