Zum Tod von Rupert Neudeck, dem Gründer der Hilfsorganisation „Cap Anamur“.

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Rupert Neudeck im Jahr 2004

Heute verstarb mit 77 Jahren Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisationen Cap Anamur und Grünhelme, für mich der größte Humanist Deutschlands. Ich habe Rupert in Äthiopien im Hungerkatastrophenjahr 1985 kennengelernt. Die Idee hinter Cap Anamur, dass Menschen sich in ihrem Leben mindestens ein halbes Jahr für andere Menschen engagieren, hat mich sofort überzeugt. Ich durfte ihn auf vielen Reisen begleiten, habe viel von ihm gelernt und noch mehr über ihn gestaunt. Sein Mut und seine Energie waren unerschöpflich und haben sich auf Alle übertragen. Er mutete seinen MitarbeiterInnen nur das zu, was er selbst zuvor ausprobiert hatte. Obwohl er Cap Anamur 2002 (aus privaten Gründen) verlassen hat und 2003 die „Grünhelme“ gründete, blieb ich bei Cap Anamur – bis heute.

Ich habe ihm sehr viel zu verdanken! Er hat mich immer wieder inspiriert mit seinem Mut und seiner Entschlossenheit. Ein großartiger Mensch ist von uns gegangen, der Einzigartiges geleistet hat. Ich werde ihn niemals vergessen und bin in Gedanken bei seiner Familie!

Besser kann ich es auch nicht ausdrücken: „Seinen Kampf für eine bessere Welt werden wir alle bei Cap Anamur fortsetzen.“ (Bernd Göken, Geschäftsführer von Cap Anamur).

„Das Thema Flucht hat sein Leben bestimmt. Selbst als Kind aus Danzig geflohen, kannte er die Situation der Menschen, die ihre Heimat wegen Krieg und Vertreibung verlassen müssen. So gründete er 1979 gemeinsam mit seiner Frau Christel den bis heute aktiven Verein Cap Anamur, charterte ein Frachtschiff und rettete über 10.000 vietnamesische Flüchtlinge aus dem südchinesischen Meer vor dem sicheren Tod. Rupert Neudeck hat nie damit aufgehört, sich um unschuldig in Not geratene Menschen weltweit zu kümmern. Von einem kleinen Komitee zur Rettung von Flüchtlingen ist Cap Anamur mit ihm zu einer weltweit agierenden Hilfsorganisation gewachsen, die bereits in über 60 Ländern Menschen in Notsituationen unterstützt hat. Nachdem Christel und Rupert Neudeck Cap Anamur erfolgreich übergeben hatten und sich eigentlich zur Ruhe setzten wollten, stellten Sie schnell fest, dass für sie ein „tatenloses“ Zusehen nicht in Frage kam. So gründeten sie die Grünhelme als Zeichen gegen das zunehmende Misstrauen zwischen den Religion nach dem Vorbild der „Peace-corps“. Seitdem haben die Grünhelme in ca. 20 Ländern Krankenhäuser, Schulen und Wohngebäude errichtet. Ob der Konflikt im Sudan, der Krieg in Syrien und im Irak, das Schicksal der Palästinenser oder die unerträgliche Situation der Menschen auf den europäischen Flüchtlingsrouten: Bis zuletzt hat er die weltpolitische Lage kommentiert und sich für die Schwächsten der Gesellschaft engagiert – unkonventionell, kreativ und immer mutig.“ (Auszug aus der Pressemitteilung von Cap Anamur von heute)

Nachtrag 1: Der Journalist Heribert Prantl hat einen lesenswerten Artikel „Rupert Neudeck hat gezeigt-was ein Einzelner vermag“ für die Süddeutsche Zeitung online veröffentlicht.

02.06.2016
Nachtrag 2: Hier können sie sich den Artikel „Radikal anders“ der Journalistin Hildegard Mathies downloaden, der heute im Neuen Ruhrwort erschienen ist.