Seit 28 Jahren arbeite ich jetzt bereits für die Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e.V. Gerade erst war ich mit Bernd Göken (Geschäftsführer von Cap Anamur) in Syrien. Lesen Sie dazu die Pressemitteilung von Cap Anamur:
„Am Mittwoch, den 18. September haben dschihadistische Kämpfer der ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) in der syrischen Kleinstadt Azaz versucht, drei unserer Mitarbeiter zu entführen. Nur knapp konnten der Cap-Anamur-Geschäftsführer Bernd Göken, der Bauingenieur Dr. Saru Murad und der Fotograf Jürgen Escher dem Überfall entkommen und mit Hilfe von FSA-Soldaten ins Nachbarland Türkei fliehen.
In den vergangenen Monaten wurden in Azaz immer wieder al-Qaida-nahe Kämpfer gesehen. Nach unseren Informationen hatte sich die Lage dort aber in letzter Zeit deutlich beruhigt. „Wir wollten uns selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen und prüfen, ob und wie wir unsere Hilfe für die Bürgerkriegsopfer ausbauen können“, so Göken nach seiner Rückkehr. „Doch Kämpfer der ISIS hatten einen Beobachtungsposten in unmittelbarer Nähe des Cap-Anamur-Krankenhauses eingerichtet.“
Am Mittwochvormittag, nur wenige Stunden nach Eintreffen unseres Teams, hatten sich zahlreiche bewaffnete Männer vor dem Gebäude versammelt. Die Islamisten verlangten, dass die drei Cap-Anamur-Mitarbeiter herauskommen mögen, damit man sie mitnehmen könne. Göken, Escher und Dr. Murad war klar, dass sie in höchster Gefahr schwebten. Das Krankenhaus wurde von Soldaten der FSA geschützt. Diese reagierten prompt und verhalfen den drei Männern unter sehr abenteuerlichen Bedingungen zur Flucht. Sie brachten sie an einen sicheren Ort, von dem aus sie in die Türkei fliehen konnten. Der Streit am Krankenhaus eskalierte, es fielen Schüsse, Menschen wurden verletzt.
Dieses Ereignis hat eine besonders dramatische Bedeutung: Gewiss gehen Helfer in Kriegsgebieten immer das Risiko ein, zwischen die Fronten zu geraten. Doch dieser Vorfall war ein gezielter Angriff auf die Humanitäre Hilfe. Denn unter solchen Umständen ist es Hilfsorganisationen unmöglich, vor Ort direkte Hilfe für Bürgerkriegsopfer zu leisten. „Nach den Ereignissen vor zwei Wochen ist der Fortgang unserer Arbeit ungewiss. Für uns wäre es mehr als schmerzlich, die Menschen in Azaz nicht mehr medizinisch versorgen zu können“, sagt Göken. „Wir können und wollen diesen Rückschlag nicht akzeptieren und suchen nach einer anderen Möglichkeit, den Menschen, die unsere Unterstützung so dringend benötigen, unsere Hilfe zukommen und sie nicht allein zu lassen.“
Zuletzt hatten sich ohnehin kaum noch westliche Hilfsorganisationen in das Bürgerkriegsland getraut. Cap Anamur betreute seit Februar das Krankenhaus von Azaz im von den Rebellen kontrollierten Norden des Landes. Dr. Murad, der seit Jahresbeginn in der Klinik lebte, versorgte die Einrichtung mit lebenswichtigen Medikamenten und Verbrauchsmaterial. Rund 300 Patienten wurden hier Tag für Tag versorgt, die meisten von ihnen Zivilisten.“
Hier sind Links zu Presse-Artikeln: Zeitonline, Frankfurter Rundschau online.