Wir haben sie ermordet.

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Boatpeople, Cap Anamur; Mittelmeer 2004
Boatpeople, Cap Anamur, Mittelmeer 2004
Im Spiegel Nr. 29 schreibt der Buchautor und Ex -Moderator von „Report“ Franz Alt über den Papstbesuch auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa. Man spricht inzwischen von 20.000 Flüchtlingen, die bei dem Versuch Europa in kleinen Booten zu erreichen, im Mittelmeer ertrunken sind. „… Die 20.000 sind nicht zufällig ertrunken, in Wirklichkeit haben wir sie ermordet. Zumindest sind wir mitschuldig wegen unterlassener Hilfeleistung.“ Er beklagt die Unfähigkeit der europäischen Politiker und setzt sich für eine Gesellschaft ein, die diesem Sterben im Mittelmeer nicht tatenlos zusieht. Franz Alt schließt seinen Artikel mit den Worten: „…. ob sich Humanität in frommen Sprüchen verliert oder zur effektiven Hilfe wird, liegt auch an uns- an wem denn sonst?“ Hier ist der Link zu dem kompletten Artikel von Franz Alt.
Eine andere wichtige Frage: Warum besucht der neue Papst Franziskus auf seiner ersten Reise die Bootpeople auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa? Er wollte damit sicher ein deutliches Zeichen setzen, wofür er steht- nämlich auf der Seite der Ärmsten.
Nachtrag vom 13.10.2013: Schockiert von über 200 toten Bootsflüchtlingen vor Lampedusa wollten die europäischen Politiker anscheinend endlich Konsequenzen  ziehen und Gesetze ändern, herausgekommen ist wieder nichts, nur die finanzielle Aufstockung der EU-Mittel zur Überwachung (Frontex) im Mittelmeerraum. Der Alptraum nimmt kein Ende und die Menschen sterben weiter im Mittelmeer. Vielleicht noch eine kleine Geschichte zum Schluß über den Zustand unserer Gesellschaft. Eine deutsche Urlauberin (Stammgast auf den Kanaren) erzählte ihrer Freundin (einer Bekannten von mir) nach dem Urlaub: „……diese Bootsflüchtlinge aus Afrika machen mir mein Paradies kaputt!“ Anmerkung: Die Frauen sind nach diesem Spruch übrigens nicht mehr befreundet!